Über den Verein Togo-Neuer Horizont e.V. ging mein großer Wunsch in Erfüllung, für drei Wochen nach Togo zu fliegen. So bekam ich die Möglichkeit, viel über das Land und die Menschen zu erfahren. Bei meiner Ankunft in Togo wurde ich freundlich von vier Steyler Missionsschwestern in Ordenstracht am Flughafen in Lomé abgeholt. Die Schwestern erwarteten mich schon und begrüßten mich interessiert. Wer war diese Frau, die freiwillig für drei Wochen nach Togo kommt, um zu lernen, zu arbeiten und dabei dieses schöne, aber arme Land, kennenlernen möchte?
Am ersten Tag in Lomé begleitete ich Sr. Alexa um 7.45 Uhr zu ihrer Lehrtätigkeit in der Schule, es waren schon 24°. Dabei durfte ich an den stattfindenden Prüfungen teilnehmen. Sr. Yvonne holte mich am nächsten Tag in Lomé ab und nahm mich mit nach Atakpamé in die Mutter-Kind-Klinik „ANNA MARIA“. Sr. Yvonne leitet die Klinik, zusammen mit zwei weiteren Steyler Missionsschwestern. Hier wollte ich in den folgenden drei Wochen meine medizinischen Kenntnisse einbringen. Insgesamt arbeiten in der Klinik weitere 25 Togolesen. Wir fuhren fast zweieinhalb Stunden durch das Afrika, wie ich es mir vorgestellt hatte und es sich auch bestätigte. Das bunte Treiben an der Straße, die vielen freundlichen Menschen, die uns mit einem Lächeln grüßten. Feuer an den Straßenrändern füllten die Luft mit Rauch, der sich mit dem Geruch des Landes mischte. Das war das Afrika, was ich bisher kannte und so liebte.
Meine ersten Arbeitstage verbrachte ich mit dem Arzt Modeste. Ich staunte über so viele schwangere Frauen. An einem Morgen wurde es plötzlich unruhig, eine Frau betrat die Klinik zusammen mit ihrem Mann, der ein Bündel im Arm hatte und ein kleines Mädchen an der Hand. Die Schulschwester Rita kam schnell herbei und nahm das Bündel in Empfang. Als sie es auspackte, wurde ein kleines Wesen sichtbar, ganz frisch geboren, es hatte die Nabelschnur, abgebunden vom Vater mit einem Bindfaden, noch am Bauch. Die Hebamme Alice erkannte sofort die Situation und nahm sich der Mutter an, man sah, dass die Frau große Schmerzen haben musste. Alice sprach in einer beruhigenden und Vertrauen erweckenden Art mit der Mutter. Dann bat sie sie zur Untersuchung. Schnell stand fest, die Nachgeburt hatte sich nicht gelöst. Nachdem die Medikamente wirkten, kam die Frau langsam zur Ruhe. Als es der Mutter dann besser ging, suchte ich das Baby und fand es schlafend in einem Brutkasten. Mir wurde klar, die kleine Familie hatte sich, aus Geldmangel tatsächlich zu Fuß auf den Weg die Klinik gemacht, obwohl die Frau viel Blut verloren hatte.
Alice zeigte sich bei der Arbeit immer ruhig und professionell. Was mich sehr beeindruckte. Später folgte ich ihr in einen Nebenraum, in dem zwei Betten standen. Etwas Spielzeug lag auf einem Bett und ein achtjähriges Mädchen saß auf dem Boden und sorgte sich liebevoll um ihren fünfjährigen Bruder, der munter an einem Keks knabberte. Mir wurde klar, dass die Hebamme hier das Geld für die Familie verdiente und sie ihre Kinder ganz natürlich mit zur Arbeit brachte.
In den drei Wochen habe ich mich in alle Arbeitsbereiche eingebracht. Zusammen mit dem Laborant Ephrem nahmen wir bei den Patienten das Blut ab. Ephrem zeigte mir, welche Untersuchungen sie hier im Labor machten, und ich fühlte mich in meinen ehemaligen Arbeitsbereich zurückversetzt. Er zeigte mir auch den Malariaerreger unter dem Mikroskop. Und ich lernte, die typischen Anzeichen bei Menschen mit Malaria zu erkennen.
Für einige Tage hospitierte ich im Arztvorzimmer, einem großem Raum, in dem die Patienten gewogen -, sowie der Blutdruck und die Temperaturen gemessen wurden. Die meisten Patienten hatten ein kleines gelbes Heftchen dabei, verglichen mit den Vorsorgeheften in Deutschland. Darin wurden die aktuellen Befunde eingetragen. Anschließend gingen sie zum Arzt Modeste, welcher dann, nach einer gründlichen Untersuchung, eine entsprechende Medikation verordnete. Diese Medikamente konnten die Patienten in der Apotheke bei Sr. Velia kaufen. Ich war beeindruckt von der Ordnung und Disziplin, mit welcher Sr. Velia mit ihren 85 Jahren, die Apotheke leitete.
So verging die Zeit, zwischendurch unternahm ich in Begleitung, Ausflüge in die Umgebung und in die Stadt. Die Menschen begegneten mir freundlich. Sie interessierten sich für mich als Weiße und wollten alles wissen über mein Leben in Deutschland. Nicht einmal erlebte ich Ungeduld, ob meiner nicht ausreichenden Französischkenntnisse. Es waren erfüllende drei Wochen. Diese Menschen und die Erlebnisse haben mich so beeindruckt, dass ich sie in meinem Leben nicht mehr vergessen werde. Wie man in Togo sagt: Akpekaka = Danke!
Bericht von Simone Gerten und Sarah Sahm
Nach erfolgreich bestandenen Examensprüfungen zur Physiotherapeutin, ging es für uns am 2.Oktober endlich los nach Togo. In Lome wurden wir herzlich von den Steyler Schwestern empfangen und hatten dort zwei Tage Zeit uns ein wenig zu aklimatisieren: tropisches Klima, fremde Sprachen und die togolesischen Lebensumstände. Am meisten hat uns fasziniert, dass das Leben hier hauptsächlich vor der Tür stattfindet und sich alle Menschen auf der Straße tummeln. Es wird gekocht, verkauft, gespielt und gearbeitet. Danach ging es für uns weiter nach Atakpame ins „Centre Medico Sozial Anna Maria“. Dort trafen wir auf Marie Feline Dienberg, die jetzt schon seit 2 Monaten die Schwestern in der Krankenstation begleitet. Sie machte uns mit den Abläufen bekannt und schon bald konnten wir gemeinsam die Schwestern im Labor und in der Apotheke unterstützen.
Die meisten Patienten, darunter auch viele Kinder, kommen mit Malaria, Parasiten und anderen Infektionskrankheiten. Nach ärztlicher Beratung und einer Laboranalyse kann den meisten mit den richtigen Medikamenten geholfen werden. Aber auch außerhalb der Krankenstation machten wir viele neue Erfahrungen. Die Mitarbeiter nahmen uns mit auf einen Wochenmarkt und zeigten uns auch wie sie mit ihren Familien wohnen. Sie sind mit allem Wichtigen ausgestattet, wie zum Beispiel Strom. Dafür leben sie aber auf kleinstem Raum und unter einfachsten Bedingungen. Gewöhnungsbedürftig war für uns vor allem der lebensgefährliche Verkehr – der Stärkere, Schnellere oder Huppende gewinnt! Außerdem gibt es keine geregelte Müllentsorgung, sodass einfach alles auf der Straße landet oder verbrannt wird. Sehr schnell gewöhnten wir uns dagegen an das leckere Essen. Wir durften viel Neues probieren darunter auch die Grundnahrungsmittel wie Yams, Kochbananen und Patt(?)(Maisbrei) und ganz viel frisches Obst! Mittlerweile sind wir seit fast 3 Wochen in Helota,. ein kleines Dorf im Norden von Togo. Die Schwestern bezeichnen sich hier auch passender Weise als „Buschladys“. Es gibt hier ein Krankenhaus, einen Kindergarten, eine Schule und ein Atelier um den Beruf der Schneiderin zu erlernen. Die Menschen hier leben in kleinen Lehmhütten, haben weder fließend Wasser noch Strom, und leben hauptsächlich vom selbst angebauten Mais und dem Verkauf von Baumwolle. Im Moment ist es hier noch sehr grün und fruchtbar aber bald beginnt die Trockenzeit und wenn es eine schlechte Ernte gibt, müssen viele Menschen hungern. Zu uns kommen jeden Tag 3 Kinder, die physiotherapeutische Hilfe benötigen. Darunter ein Junge, Kodjo 12 Jahre, der durch eine Nervenerkrankung zunächst gelähmt und nun total entkräftet und abgemagert ist. Er ist sehr motiviert und wir erleben jeden Tag kleine Erfolge. Mittlerweile kann er schon wieder große Spaziergänge machen und wird zunehmend kräftiger.Ein anderes Mädchen, ca 8 Jahre, leidet von Geburt an unter einer Tetraparese (eine neurologische Erkrankung des gesamten Körpers). Das freie Gehen ist für sie nur mit Hilfsmitteln möglich.Sie hat 2 provisorische Kinderstützen aus einem Krankenhaus bekommen. Damit geht es aber nur sehr schlecht und unsicher. In Deutschland könnten man dem Mädchen mit angepassten Hilfmitteln, das Leben sicherlich stark erleichtern und seine Selbständigkeit fördern. Hier wird es wohl immer auf die Unterstützung der Familie angewiesen sein. Das 3. Kind hat starke Verbrennungen an den Händen erlitten und nun behandeln wir täglich die Narben um die Beweglichkeit der Finger wiederherzustellen.Wir sind nun erst einen Monat in Togo und haben doch schon so viel gesehen und erlebt. Bald geht unsere Reise weiter nach Bassar und wir sind sehr gespannt was uns dort noch erwartet.
Bericht von Verena Naber und Marina Kockmann
Im April 2012 gingen Verena Naber und Marina Kockmann für 4 Wochen nach Togo, um ein Freiwilliges Praktikum in unserer Krankenstation zu absolvieren. Beide waren nach ihrer Reise erschüttert: „Die Not der Menschen mit eigenen Augen zu sehen, ist etwas ganz anderes, als wenn man nur davon liest, hört oder sie vielleicht im Fernsehen sieht.“ Doch auch viele schöne Momente habe es gegeben, so die Beiden. Denn die Menschen seien sehr herzlich und dankbar für die Hilfe gewesen.
Bericht von Theresa Unsenos und Sophia Oberender
Theresa Unsenos und Sophia Oberender, die gerade ihr Abitur gemacht hatten, gingen im August 2012 für 4 Wochen in ein Freiwilliges Praktikum nach Atakpamé. Hier lernten sie auch die „traurigen Seiten“ Togos kennen. Ein schwaches, scheinbar kaum ausgeprägtes Bildungssystem, die Resignation der Menschen angesichts ihrer geringen Aufstiegschancen sowie die augenscheinlich kaum vorhandene Infrastruktur des Landes. Lange nicht alle Kinder besuchen die Schule. Und doch kommt einem eine so große Herzlichkeit und Dankbarkeit entgegen, für in unseren Augen kleinen Hilfen.
Abschlussbericht von Sarah Sahm
Nun bin ich seit Weihnachten wieder zurück in Deutschland und ich muss leider sagen, dass Afrika für mich schon wieder ganz weit weg ist. Ich kann kaum glauben wie schnell mich unser deutscher Alltag wieder eingeholt hat…. Doch ab und zu, beispielsweise wenn man den Fernseher vor Weihnachten anschaltet, und eine halbe Stunde diskutiert wird, was es denn zu Weihnachten zu essen geben soll, da wird man dann doch daran erinnert, dass es auch noch größere Probleme auf der Welt gibt und wie gut es uns hier doch geht! Seit unserem letzten Bericht aus Togo ist viel Zeit vergangen. Nach unserem spannenden Aufenthalt in Helota ging es für uns weiter in die Berge nach Bassar. Auf dem Weg dort hin machten wir in Kara halt und konnten dort einen richtig traditionellen Wochenmarkt besuchen. Das bunte Gewusel und Durcheinander beeindruckte uns sehr und wir waren erstaunt wie viele verschiedene Gewürze, Obst- und Gemüsesorten man in Togo kaufen kann….
Nach einer turbulenten Weiterfahrt waren wir dann heilfroh gut bei den Schwestern in Bassar angekommen zu sein und herzlich empfangen zu werden.In Bassar gibt es ebenfalls eine kleine Krankenstation und einen Kindergarten mit 2 Klassen. Die Schwestern nahmen sich viel Zeit für uns und wir durften wieder einmal in der Apotheke helfen. An jedem Donnerstag findet in der Krankenstation eine Vorsorgeuntersuchung für schwangere Frauen statt. Simone und ich durften bei der Untersuchung zusehen und uns sogar die Herztöne der Babys anhören. Ein weiteres Highlight unseres Aufenthalts in Bassar war die monatliche Impfung in den Bergdörfern. Wir durften 2 Krankenpfleger in ein 1,5 Std. entferntes Bergdorf begleiten, wo sie Mütter aufklären und Kinder impfen. Die Polioimpfung zum Beispiel wird vom Staat übernommen. An diesem Tag war es furchtbar heiß, aber es war spannend die vielen Mütter (ca. 100) mit ihren frischen Babys zu beobachten. Viele von Ihnen mussten sehr weit laufen um die provisorische Impfstation zu erreichen und man konnte Ihnen die Erschöpfung ansehen. Nach unserem 3 wöchigen Aufenthalt, fuhren Simone und ich zurück nach Atakpame und von dort aus gemeinsam mit Marie-Feline nach Kapalime zu Pater Marien. Hier erwarteten wir gespannt die Ankunft von Annemarie Klocke und dem WDR-Fernsehteam. Nun stand ein 10-tägiges umpfangreiches Programm auf unserem Plan. Zuerst erkundeten wir die wunderschöne fruchtbare Umgebung rund um Kapalime und am nächsten Tag durften wir bei der Einweihung der neuen Mutter-Kind-Klinik dabei sein. Die Station ist wirklich sehr schön geworden und ich hoffe die Schwestern arbeiten sich gut ein, sodass die Klinik von der Bevölkerung gut angenommen wird. Weiter ging es dann für uns über Atakpame und Bassar in den Norden. Und obwohl wir schon viele der Städte gesehen hatten, lernten wir sie nun noch einmal ganz anders kennen, quasi als „Touristen“. Besonders beeindruckt haben mich die traditionellen Tänze und das Weltkulturerbe Tamberna. Wirklich schade, dass der Tourismus in Togo so stagniert hat… man kann wirklich viel erleben. Spannend war außerdem die Arbeit des Fernsehteams! Ich hätte nie gedacht, dass es so viel Arbeit macht 4 kleine Beiträge zu drehen. Aber das Fernsehteam war wirklich mit Herzblut dabei und ich finde im Endeffekt kann sich die Arbeit sehen lassen! Die letzten 2 Wochen unseres Aufenthalts verbrachten Simone und ich in der Hauptstadt Lome. Hier durften wir nocheinmal die Arbeit der Schwestern begleiten. Wir lernten die Schule und den Kindergarten kennen.Und begleiteten eine Schwester die behinderte Kinder betreut. Das war für uns als Physiotherapeutinnen besonders interessant. Wir besuchten eine ambulante Reha und eine Förderschule. Einerseits war ich beeindruckt, dass diese Einrichtungen überhaupt vorhanden waren, andereseits war es für uns auch wirklich schlimm zu sehen mit welchen einfachen Mitteln und Ausbildungen die Menschen in Togo arbeiten müssen. Und die meisten Menschen die so eine Behandlung dringend bräuchten, können sich diese Behandlung dann nicht mal leisten. Wir haben viele neurologisch betroffene Kinder gesehen und die Eltern waren mit der Pflege und finanziell meistens völlig überfordert. Nachdem wir mit Schwester Mary mehrere dieser Kinder zu hause besucht haben und ich gesehen habe wie dringend diese Familien Unterstützung brauchen, habe ich beschlossen, dass ich auch gerne eine Patenschaft übernehmen möchte! Auch wenn ich jetzt wieder voll in „unserer“ Gesellschaft angekommen bin, werde ich die Zeit in Togo sicher nie vergessen. Und ich möchte versuchen mit den Schwestern und dem Land Togo in Verbindung zu bleiben. Wir haben so viele beeindruckende Dinge gesehen und gelernt und ich bin dankbar, dass ich diese Erfahrungen machen durfte.
Bericht über die Zeit nach Togo, von Simone Gerten Ein Bericht über die Zeit nach Togo
Da Sarah ja über unsere zweite Halbzeit in Togo berichtet hat schreibe ich etwas zu der Zeit in der ich wieder Zuhause war. Am Tag des Abfluges war ich hin und her gerissen zwischen Abschied nehmen und Vorfreude auf Zuhause. In den Monaten hab ich die Menschen, die mir wichtig sind zeitweise schon sehr vermisst. Und gleichzeitig war mir klar, dass ich dieses Land und die Menschen dort so schnell nicht wiedersehe. Die Menschen in Togo waren in der ganzen Zeit in der wir dort waren sehr nett und freundlich uns gegenüber und wesentlich herzlicher als viele Menschen in Deutschland. Allerdings wird man als weiße Person auch mit Geld in Verbindung gebracht, was man auch häufig spürt. Gerade die Gruppen von Kindern, die auf den Straßen spielen und in der Kirche singen, vermisse ich hier. Nach der Reise ist mir erst richtig bewusst geworden, wie wenige Kinder bei uns zu sehen sind. Dafür sind hier auf der Straße viele Ältere unterwegs, die in Togo eher selten zu sehen sind.
Auf der Heimreise vom Flughafen Frankfurt bis hier nach Hause kam mir erst einmal alles ganz unwirklich vor. Die gepflegten Autos, der geordnete Verkehr, die Landschaft und das „Winterwetter und vieles mehr… Ich hab Zuhause auch erst einige Tage gebraucht um wieder richtig anzukommen. Mittlerweile ist der Alltag wieder zurück und man erinnert sich nur noch zwischendurch an besondere Momente. Im Nachhinein ist die Zeit in Togo wie im Flug vergangen. Erst braucht man eine ganze Zeit um sich einzuleben und danach geht die Zeit schnell um. Gerade die letzten vier Wochen waren schnell vorbei. Spannend war es dann nochmal, als die Berichte im WDR über Togo liefen. Es war komisch sich selbst zu sehen und gleichzeitig hab ich mich gefreut, da viele Erinnerungen sofort wieder präsent waren. Leider konnten die kurzen Berichte nur einen kleinen Einblick, von den Menschen und von den Lebensverhältnissen geben. Aber ich denke, dass dieser Einblick schon sehr wertvoll ist. Togo ist ja noch sehr unbekannt und es ist wenig über das Land herauszufinden. Durch die Berichte ist Togo auf jeden Fall bekannter geworden. Und mir ist in Togo klar geworden, dass es uns in Deutschland sehr gut geht. Wir haben ein funktionierendes Gesundheitssystem und hier muss niemand sterben, weil der gerade nicht genug Geld für eine Behandlung hat. Es gibt gerade für behinderte Mitmenschen ganz andere Möglichkeiten und eine ganz andere Lebensqualität. Es gibt Hilfsmittel, die ein Leben in der Mitte der Gesellschaft ermöglichen und nicht ein Leben am allerletzten Rande der Gesellschaft. Abschließend würde ich sagen, dass die drei Monate eine absolute Bereicherung für mein Lebensind. Ich habe viel erlebt und eine ganz andere Welt kennen gelernt. Ich würde die Reise immer wieder machen. Und ich kann jedem empfehlen sich zu so einer Reise zu entschließen.
Bericht von Anne Lippiotta und Nadja Kemink.
Es kommt uns so vor, als wären wir gestern erst aus dem Flugzeug gestiegen, als uns eine Wand aus feucht-heißer Luft entgegenschlug. Als wären wir erst gestern in eine komplett neue Welt eingetaucht, andere Menschen, andere Bräuche, andere Lebensweise. Rote Erde statt Asphalt, Palmen statt Kastanien, Französisch statt Deutsch. Am Flughafen wurden wir von den Steyler Missionarsschwestern abgeholt. Sie haben uns wirklich sehr herzlich empfangen, so dass wir uns gleich willkommen fühlten und unsere Ängste sofort verflogen waren. Die Fahrt war sehr abenteuerlich, da wir auf einer sehr schmalen Straße unterwegs waren, die zwar eine der wenigen geteerten Straßen in Togo ist, aber trotzdem einige Schlaglöcher enthielt. Außerdem war viel Verkehr, denn die berühmten Motos (Motorräder) fahren in Heerscharen herum.
Auch die Überholmanöver bei überhöhter Geschwindigkeit waren teilweise sehr spektakulär und neben den Motos und einzelnen Autos laufen auch viele Menschen am Straßenrand entlang. Was uns auf unseren Fahrten ganz besonders auffiel: Die vielen Straßenhändler (von Betten, Sofas und frischem Obst über Wanduhren bis zu Särgen gibt es alles zu kaufen), Menschen und Kinder, die ihre Waren auf dem Kopf trugen und verkauften, kleinere Kinder, die uns anstarrten und zuwinkten und „Yovo, Yovo bonsoir“ zuriefen oder uns einfach anfassten weil wir weiß waren, dass soll Glück bringen.Wir sind an einem Tag mit Schwester Mary zu ihrem Shop gelaufen und sie zeigte uns einen ganzen Ordner voll mit Kindern die eine Behinderung haben und die sie betreut. Die Kinder sind durch Folgen von Sauerstoffmangel während der Geburt behindert, d.h., sie können nicht reden, hören oder nicht laufen, oder durch Krankheiten, Unterernährung und schlechte medizinische Versorgung. Problem: Angst, Scham und alte kulturelle Bräuche führen dazu, dass Kinder mit einer Behinderung auch heute noch ausgegrenzt werden. Nur ein kleiner Teil der Kinder mit einer Behinderung besuchen in Togo eine Schule. Nach 4 Tagen sind wir dann nach 5 Stunden Fahrt in Bassar angekommen. Bassar ist eine Kleinstadt im nördlichen Togo in der Region Kara. In Bassar konnten wir leider nicht viel helfen, aber wir haben mit den Kindern gespielt, Essen verteilt und uns den Unterricht angesehen. Einer der schönsten Momente war, als wir den Kindern in Bassar kleine Spielsachen gaben. Die Kinder haben sich so unglaublich gefreut, das war wirklich sehr schön. Wir konnten abends beobachten wie ein großes Feuer auf dem Atakora-Berg gemacht wurde, damit die Schlagen runter ins Tal kommen und die Männer die Schlangen fangen konnten. Von einer Ordensschwester haben wir erfahren dass eine Schlange 28 Eier gelegt hatte, das war dann doch schon ziemlich unheimlich! Wir waren einen Nachmittag nach unserer Arbeit auf dem Berg, wo viele Jugendliche Salat anbauten, damit sie sich ihr Studium finanzieren können. An einem Tag waren wir mit Frau Fux, die 28 Jahre in Deutschland gelebt hat und danach mit ihrem Mann und ihrer Tochter wieder nach Togo zurückgekommen ist, auf einem Markt, wo sie uns alles erklärt und gezeigt hat, alle sprachen sie mit „Mama“ an, was Respekt bedeutet. Nach einer Woche in Bassar sind wir dann nach Atakpamé gekommen. Unser Tag sah meistens so aus: Wir sind um 6:00 Uhr morgens aufgestanden, um 6.30Uhr gab es Frühstück. Es wurde vor- und nach dem Essen gebetet, danach wurde gemeinsam abgewaschen. Wir arbeiteten von 8:00 bis 12.00 Uhr, um 07:30 haben die Mitarbeiter und Schwestern sich in der Station getroffen und mit einem Gebet den Tag begonnen. Die Menschen waren wirklich sehr nett, sie haben uns viel gezeigt und erklärt und uns Atakpamé gezeigt. So durften wir die Arbeitsabläufe kennenlernen und auch mithelfen. Wir haben beispielsweise im Empfangsbereich die Temperatur, das Gewicht und den Blutdruck bestimmt, die Patienten zu den richtigen Räumlichkeiten verwiesen, durften kleinere Pflaster wechseln, Infusionen vorbereiten und bei Behandlungen (Sonographie) zusehen. Die medizinische Versorgung in Togo ist mit der in Europa nicht zu vergleichen. Viele Menschen glauben, dass man mit Hilfe eines Medizinmannes oder traditionellen Heilmethoden jede Krankheit heilen kann. Viele Patienten kommen daher erst zu spät oder gar nicht. Besonders dramatisch stellt sich die Situation für viele Schwangere dar. Ihre Familien lassen in den Wehen liegenden Frauen erst sehr spät in ein Krankenhaus bringen, zumeist erst nach stundenlangen Qualen und dann auch noch auf einem Moped! Nicht selten überleben Mutter und/oder Kind diese Tortur nicht. Die Togoer sind ein lebenslustiges und fröhliches Volk. Das Leben in Togo spielt sich im Freien ab. Dort wird gekocht, gegessen, gewaschen und gearbeitet. Morgens steht man gegen 5 Uhr mit der Sonne auf. Abends in der Dämmerung (ca. 18 Uhr) beginnt man mit dem Kochen des Abendessens. Abends wird laute Musik auf den Straßen gespielt, jedoch sollte man nach 18 Uhr nicht mehr nach draußen, weil es dann doch zu gefährlich werden kann. Wir haben in unserer Zeit in Togo viele Erfahrungen gesammelt, die wir so schnell nicht vergessen werden. Es war wirklich spannend, ein uns bis dahin unbekanntes Land, neue Leute und eine andere Mentalität kennenzulernen. Auf der anderen Seite ist es richtig traurig und „krass“ zu sehen, wie Menschen leben können bzw. leben müssen. Die meisten können sich keine drei Mahlzeiten am Tag leisten. Wir brachten ihnen, aus unserer Sicht, Kleinigkeiten mit und für sie war es ein großes Geschenk. Wir haben gelernt, dass wir mit noch so kleinen Sachen, in Togo etwas ganz großes ausrichten können und freuen uns sagen zu können, dass wir die Menschen weiterhin unterstützen möchten. Nadja & Anne
Bericht von Sonja Barnert
Während meines Berufslebens als Kinderkrankenschwester wuchs meine Neugier Entwicklungshilfe in der 3.Welt kennenzulernen. Mit „Togo-Neuer Horizont“ bekam ich die Möglichkeit für einen Monat nach Togo in Westafrika zu reisen und vor Ort das Leben und die Arbeit der Steyler Schwestern in Mission zu erleben. Am 27.1. startet die Flugreise von Düsseldorf über Paris nach Lomé, die Hauptstadt von Togo. Dort verbrachte ich die ersten vier Tage. Anschließend reiste ich in die Stadt Atakpamé, in der ich eine Woche im „Anna Maria Medical Center“ erlebte. Weitere zwei Wochen verbrachte ich in Bassar, eine kleine Stadt im Norden des Landes, um danach wieder den Rückweg in die Hauptstadt anzutreten. Während des gesamten Aufenthalts in Togo war ich in Unterkünften der Steyler Missionsschwestern untergebracht. Die Schwestern hießen mich sehr herzlich willkommen und nahmen mich in ihre Gemeinschaft auf. So konnte ich das internationale und religiöse Zusammenleben der Schwestern kennenlernen und einen Einblick in ihre Arbeit in Schulen, Kindergärten und Krankenstationen gewinnen.
Vor Ort arbeiten die Schwestern mit einheimischem Personal zusammen. So sind im „Anna Maria Medical Center“ in Atakpamé ein Arzt, mehrere Krankenpfleger, zwei Laboranten und eine Hebamme angestellt. Die Einrichtung biete Räumlichkeiten, wie z.B. einen Wartebereich für Patienten, einen Aufnahmebereich, ein kleines Labor und eine kleine Apotheke sowie ein Untersuchungszimmer und zwei Behandlungsräume. Es werden vor allem durch Mangelernährung und Infektionen geschwächte Patienten behandelt.Infektionskrankheiten wie Cholera, Malaria, Hepatitis und HIV sind alltäglich.Meine Aufgaben bestanden darin, meine Umgebung zu beobachten, Menschen und Kultur kennenzulernen, Arbeitsabläufe zu verstehen, kleine pflegerische Tätigkeiten wie beispielsweise Blutdruck messen durchzuführen und in einem Haushalt ohne Maschinen mitzuhelfen. Die Tätigkeiten vor Ort fielen kleiner aus, als ich erwartet habe und Möglichkeiten, unmittelbar zu helfen, waren kaum vorhanden. Die Klimaumstellung, die Sprachbarriere wie auch die körperliche und psychische Belastung zeigten sich alsbald als Herausforderung. Denn ein Monat in Togo ist eine sehr kurze Zeit, um sich in einer so anderen Welt zurechtzufinden. Dennoch waren meine Erlebnisse und gewonnen Eindrücke von einfachen Lebensverhältnissen und armen Lebensumständen, von einem entschleunigten Leben und einer ganz anderen Kultur so besonders und einmalig, dass ich jedem empfehlen kann, diese Herausforderung zu wagen. Man kann es sich doch erst richtig vorstellen, wenn man es selbst erlebt hat.
Bericht von Jonathan Rothe!
2 ½ Monate Togo, die wohl erlebnisreichsten Monate in meinem Leben. Wenn ich chronologisch meine Erfahrungen und Erlebnisse erzählen würde, wäre ich Morgen und Übermorgen noch dabei, deshalb bleibe ich bei meiner Arbeit und berichte vom Krankenhaus. Wenn ich vor meiner Abreise gesagt habe, ich werde mit Nonnen zusammen wohnen, haben mich die Leute komisch angeschaut und auch ich war skeptisch was dies anging. Im Nachhinein ist es wohl weder das Wetter, noch die wunderschöne Landschaft, sondern die Schwestern Damiana, Ima und Velia, welche ich am meisten aus der Zeit in Afrika vermisse. Die Schwestern haben wirklich von morgens bis abends und teilweise bis spät in die Nacht gearbeitet und haben zu jeder Zeit Stress von irgendeiner Seite bekommen. Manchmal war zu wenig Geld da um die Mitarbeiter gut bezahlen zu können, dann gab es Probleme mit einer Patientin im Krankenhaus und dann war noch der riesen Stress und Aufwand mit der Einweihungsfeier. Und trotzdem haben die Schwestern noch ein offenes Ohr gehabt, für jeden der kam und nahmen sich immer noch die 2 Sekunden Zeit um einem weinenden Kind, welches auf die Behandlung wartet durch die Haare zu fahren und zu beruhigen.
Wenn ich dann mit Sr. Damiana noch bis 24 Uhr zusammen saß, um einen Brief ins Deutsche zu übersetzten und Damianas Augenringe sah, hab ich mir gewünscht, dass wenigstens Geld keine Rolle spielen sollte bei all dem Stress. Auch wenn man natürlich nie gerne ins Krankenhaus geht, hatte ich das Gefühl, dass die Leute dort gerne zu uns gekommen sind. Mag sein, dass das ein bisschen zu kitschig klingt, trotzdem sah es doch oft so aus. Ich habe nur manchmal im Krankenhaus gearbeitet, die meiste Zeit habe ich im Waisenheim und in der benachbarten Schule verbracht. Bis Heute, knapp 1 Monat danach, könnte ich noch das Gesicht jedes Kindes im Kopf abrufen. Die Kinder waren wirklich sehr besonders und offen. Im Gegensatz zu den Kindern auf der Straße, kamen sie nicht mit einem lauten „Yovo, Yovo“ auf mich zu gerannt und wollten mich anfassen, sondern kamen mit einer unglaublichen Toleranz und Weisheit mit entgegen, auch wenn es absurd klingt. Mir ist klar, dass die Kinder auf den Straßen, nur neugierig waren, allerdings war dies oft eine sehr schonungslose Neugierde, welche ich bei den Kindern im Waisenheim so gut wie gar nicht erfuhr. Meine Arbeit war ziemlich frei dort, ich konnte mit den Kindern so ziemlich das machen, was ich wollte. Mit den größeren (6-10 Jahre) konnte ich auf meinen mitgebrachten Täfelchen schreiben üben oder „Mensch ärgere dich nicht“ spielen, mit den jüngeren wurde oft gemalt und Memory gespielt und zusammen haben wir natürlich viel Musik gemacht und Gitarre gespielt. Es war wirklich schön. Und trotzdem habe ich das halbe Jahr abgebrochen. Ich will gar nicht lange darüber reden, da alles andere viel bedeutsamer und wichtiger ist, also ganz kurz: Nach 1 ½ Monaten Krank sein, Malaria, Infektionen, Antibiotikum, Infusionen, Schlaflose Nächte, Erbrechen war mein Körper einfach am Ende und ich dachte, ich kann mir hier nicht mehr hochhelfen. Wäre ich mit einem Freund oder einfach einen Mitreisenden dort gewesen hätte es vielleicht anders ausgesehen, aber auch so war es eine Erfahrung die ich mein Leben nicht vergessen werde. Ich habe ja nicht viel Ahnung von der ganzen Entwicklungshilfe und von Geldern die irgendwo hinfließen, aber ich habe wirklich das Gefühl gehabt, dass dieses Krankenhaus von den Bewohnern in Atakpamé und den Patienten akzeptiert wird, welches wie ich finde ja oft das größte Problem neben dem ganzen Geld ist und, dass das Personal mit den Schwestern nicht besser, netter und kompetenter sein könnte. Schwierig jetzt einen Schluss zu setzen, da noch ganz viele Geschichten nicht erzählt wurden, jedoch das Wichtigste glaube ich gesagt zu haben. Ich habe zurückblickend wirklich nur schöne Erfahrungen vor Augen und freue mich schon irgendwann einmal zurück zu kommen. Jonathan Rothe
Bericht von Louisa Unsenos
Bericht über meinen freiwilligen sozialen Monat in Togo
Mein Name ist Louisa Unsenos, ich bin 22 Jahre alt und ich habe Grundschullehramt an der Universität Duisburg-Essen studiert und in diesem Frühjahr mit dem Bachelor abgeschlossen. Nach meinem Abschluss bin ich für eine freiwillige soziale Arbeit über einen Monat durch den Charity-Verein Togo-Neuer Horizont nach Togo gereist. Die Hinreise durfte ich gemeinsam mit der Vereinsgründerin Frau Annamaria Klocke antreten, da in der ersten Woche gemeinsame Besuche der bestehenden Projekte und neu in das Programm aufzunehmender Ideen anstanden. Wir wurden bereits herzlich durch die Steyler Schwestern in der Hauptstadt Togos- Lome empfangen und verbrachten zwei Tage dort. Während dieser Zeit sollte Annamaria eine Auszeichnung für ihre soziale Arbeit durch den Präsidenten Gnassingbe erhalten. Vorgeschlagen wurde sie durch Andre Beguem einem führenden Landespolitiker, der zusammen mit ihr in der Entwicklungshilfe sehr aktiv ist. Ein gemeinsames Projekt der beiden sollte ich auch später noch kennenlernen dürfen. Als nächstes führte Annamarias und meine Reise zu dem deutschen Pater Marian Schwark nach Kpalime an der Grenze zu Ghana.
Bereits Lomé hatte mir aufgrund seiner Nähe zur Küste, der bunten Märkte und als an sich belebte Stadt gefallen- dies sind aber dementsprechend eher Touristen typische erste Eindrücke eines noch fremden Landes. Kpalime sollte mir Afrikas Fruchtbarkeit noch näherbringen. Auf dem Weg bekam ich bereits zahlreiche Kaffee-, und Kakaoplantagen und viele kleine Stoff-, und Tuchmärkte zu sehen und auch die grüne Gebirgslandschaft wirkte zunehmend schöner auf mich. Zusammen mit dem Pater besuchten wir die Mutter-Kind-Klinik in Hanyigba-Duga- eines ihrer gemeinsamen Projekte- und unterhielten uns mit der Kontaktperson Schwester Sophie über Patientenfälle und medizinischen Bedarf im Krankenhaus. Die informative und interessante Zeit in Kpalime mit dem missionarischen Strippenzieher Pater Marian verging schnell, denn unsere Woche war ziemlich vollgepackt mit Terminen. Weiter ging es mit dem Jeep auf der Bundeshauptstraße- dem ziemlich einzigen befestigten und gut befahrbaren Weg in diesem Land- nach Atakpame, wo wir die von Annamaria gegründete und durch den Verein gebaute Mutter-Kind-Klinik „Annamaria“ besuchten. Auch Atakpame zieren ähnliche Attribute wie Kpalime und so zeigten mir Annamaria und unser Fahrer Michel einen atemberaubenden Blick über die Natur dieser Region und die im Vergleich zu deutschen Verhältnissen rudimentär vorhandene Infrastruktur. Einer meiner berauschendsten Momente während meiner Zeit in Togo erlebte ich mit Annamaria zusammen auf der Terrasse des Schwesternwohnheims nahe der Krankenstation. Nach der gemeinsamen Besichtigung des Gebäudekomplexes setzten wir uns auf ein Getränk in zwei Liegestühle und schauten über die Anlage. Als wir etwas zur Ruhe gekommen waren, schaltete sie ein Video mit Musik auf ihrem Handy an, schloss die Augen und sagte mir: „In solchen Momenten wie diesen, fühle ich mich wie zu Hause. Diese Klinik ist mein Lebenswerk und es steckt so viel Herzblut in dem Projekt. Hier ist mein zweites Zuhause!“ Dieser Augenblick versetzte mich in eine Art staunende Regungslosigkeit und ich war einfach nur zufrieden in diesem Moment an ihrem großen Glück teilhaben zu dürfen. Nach einer gemeinsamen Mittagsstärkung mit den Schwestern, die in der Klinik arbeiten, ging es weiter für uns in die Zentralregion Togos nach Sokode. Je mehr wir in Richtung Norden fuhren, desto wärmer wurde es und die Vegetationszone veränderte sich auch- mal durchquerten wir Grünstreifen, mal einfache Trockengebiete. Wir wurden durch die Katharinenschwestern in ihrem imposanten Kloster begrüßt und besprachen die weitere Planung. Ich sollte nach einem kurzen Zwischenstopp bei den Schwestern in Guerin-Kouka und einer weiteren Projektbesichtigung in Kadogou nach Sokode zurückkehren und dort meine restliche verbleibende Zeit verbringen. Je mehr wir diese vielfältige, ursprüngliche Natur kreuzten, umso mehr verliebte ich mich in das weite, rote Afrika mit seinen seichten grünen Hügeln und seinem weiß-blauen Horizont, der nur ab und zu während der jetzigen Regenzeit brach. Auch Guerin-Kouka bestätigte mir, egal wo wir ankamen, alle Ordensschwestern nahmen uns sehr angenehm gastfreundlich auf und die Menschen in den Einrichtungen und auf der Straße begrüßten uns mit einer offen und herzlichen Art und Weise, wie man sie in Deutschland seltener wiederfindet. Ein prägendes Erlebnis teilten Annamaria, George ihr Freund und Übersetzer und ich bei der Grundschuleröffnung in Kadogou, der an festlichem Charakter nichts mangelte. Zuerst wurden wir durch eine Schülergarde empfangen und der Dorfälteste schlachtete ein Huhn für uns als Repräsentanten des Projektes. Nach 2 Stunden abwechselnder Rede aller wichtigen Persönlichkeiten wurden alle Gebäude des Komplexes einzeln feierlich eröffnet und besichtigt. Zuletzt galt es den neuen Schulbrunnen zu einzuweihen. Krönender Abschluss bildete das gemeinsame Mahl in einem der neuen Schulräume mit allen Beteiligten und Gästen. An dieser Stelle begriff ich, welche fundamentale Relevanz Schulbildung für das ganze Leben der Menschen hier einnimmt und vor allem dass diese sich derer auch bewusst sind. Voller bunter, sinniger, lebendiger Eindrücke kehrte ich nach Sokode zurück, wo ich mich von Annamaria und Michel verabschiedete. Obwohl ich etwas eingeschüchtert war die nächsten Wochen „allein“ ohne deutsche Unterstützung hier zu verbringen, freute ich mich sehr auf die Zeit und auf alles was mich erwartete. Jegliche Kommunikation hier lief auf Französisch ab und somit hatte ich viele Gelegenheiten meine Fremdsprachenkompetenzen aufzufrischen. Mit den Schwestern die als Deutschlehrerinnen an der weiterführenden Schule St. Josephine Bakhita unterrichteten sprach ich auf Deutsch, damit auch sie ihr Deutsch trainieren konnten. Die Schwestern unternahmen sehr viel gemeinsam mit mir, um mich möglichst ausgiebig an ihrer Stadt, ihrer Kultur und am Leben hier teilhaben zu lassen. Ich begleitete sie mit in die Schule, schaute mir den Unterricht an und unterrichtete selber, indem ich z.B. ihr Schulsystem mit unserem verglich oder einfach etwas über mich und meine Heimat erzählte. Außerdem nahm ich an gemeinsamen Gottesdiensten in der an der Schule anliegenden Kirche oder im Kloster mit den Schwestern teil und feierte mit ihnen alle Maifeiertage. Sie erklärten mir viel über die Ordenssystematik und wir philosophierten mal über weltliche und religiöse Zusammenhänge. Ich durfte an einer gemeinsamen Abschlussfeier bei einer Schwesterntagung im Kloster teilnehmen und bekam zum Schluss zeremoniell die Haare geflochten. Im Kloster habe ich viel über den außerfamiliären und freundschaftlichen Zusammenhalt gelernt, so sagte mir Schwester Jose: „Ich habe zwei Familien: eine biologische und eine spirituelle Familie!“ Diese spirituelle Ader, die die Schwestern im Geiste verband, konnte ich nicht nur während der Messe sondern vor allem auch im gemeinschaftlichen Beisammensein morgens, mittags und abends verspüren. Wie in einer großen Familie wurde einander zugehört, Rat gegeben, an dem Schicksal des Anderen partizipiert, mal eine Umarmung ausgetauscht oder ein schönes Foto zusammen aufgenommen. Auf die mitmenschliche und vor allem verantwortungsbewusste Art der Schwestern konnte ich mich in einem Fall ganz besonders verlassen. Ich erkrankte und musste ins Krankenhaus gebracht werden, weil wir uns nicht erklären konnten, was ich genau hatte. Im Krankenhaus bekam ich Medikamente per Tropf, eine Aufbaulösung, Bettruhe und genug Essen verordnet. An diese Vorgabe des Doktors hielten sich die Schwestern streng, indem sie besonders auf mich achteten und sich nach meinem Wohl erkundigten. Außerdem kochten sie extra für mich und brachten mir viel frisches Obst und frische Säfte. Leider konnte ich während der Schonzeit die Schule nicht besuchen und mich auch sonst körperlich nicht viel verausgaben. Dieses wollten die Schwestern wieder gut machten: Das sie wussten, dass ich gerne einen Safaripark besucht hätte, boten sie mir an, mich mit zu den Schwestern nach Dapaong zu nehmen. Auf dem Rückweg besuchten wir den Safaripark Sarakawa, welcher 1975 vom ehemaligen Staatspräsidenten Eyadema gegründet wurde und 607 Hektar umfasst. Es liegt auf der Hand, dass dies eines meiner schönsten Erlebnisse war: Mit neu gewonnenen Freunden gemeinsam einen Teil der afrikanischen Tierwelt erkunden! Für mich konnte es zu diesem Zeitpunkt nichts Schöneres auf der Welt geben! Wieder zurück in Sokode tauschte ich mich mit den Lehrern aus, ob es an der Schule Hilfsbedürftige gibt, die Unterstützung mit dem Schulgeld etc. benötigen. Da fielen mir die blinden Kinder auf: Ein hoher Anteil von 20 Schülern im gesamten Schulkomplex. Ich gab den Schwestern einen kleinen Geldvorschuss, mit Hilfe dessen einige betroffene Kinder zum Arzt gehen konnten und sich untersuchen lassen konnten. Es besteht u.a. im Klinikum in Sokode die Möglichkeit sehbehinderte Kinder mit einem reparablen Sehschaden operieren zu lassen und ihnen somit das Augenlicht wieder zu schenken! Ich verblieb in Kontakt mit der Schulleiterin, die zugleich Katharinenschwester ist und sprach in Deutschland mit Annamaria meine Idee für ein kleines Blindenprojekt im Namen des Vereins ab. Die letzte Zeit in Togo verging viel zu schnell und ich wäre gerne noch geblieben, um mehr über dieses vielseitige und so inspirierende Land zu erfahren! Es war ein aufregender, prägender, ergreifender, rührender und fesselnder Monat, den ich nicht vergessen werde und der mir stets in Erinnerung bleiben wird. Durch das kleine Projekt und mein Patenkind habe ich nun eine Verbindung nach Sokode und Togo über die kontinentale Distanz hinweg und fühle mich durch die gesendeten Nachrichten und Bilder der Schwestern und des Vaters des Kindes wieder wie vor Ort. Dank vor allem an die lieben Katharinenschwestern in Sokode für Alles, was sie für mich getan haben und dass sie mir geholfen haben meinen Glauben an Gott und seine Zeugnisse in der Welt zu festigen! Ebenfalls einen großen Dank an Annamaria Klocke und den Verein Togo-Neuer Horizont, die mir diese Reise ermöglicht haben und mich durch Ihre großartige Arbeit inspiriert haben! Ich habe Respekt vor Ihren unermüdlichen Leistungen und den geschaffenen Werken in Togo und möchte jedem ans Herz legen sich durch eine ihm mögliche Beteiligung an den Projekten miteinzubringen. Louisa Unsenos